2024-10-27
Derzeit muss ich meine digitale Identität umziehen. Mail Adresse und Telefonnummer in vielen Anwendungen durch neue ersetzen, Apps umziehen. Es ist ein Drama.
Man kann dabei niemandem einen Vorwurf machen, sondern nur feststellen, dass wir hart an einem Grenzbereich leben. Das Beherrschen der eigenen digitalen Identität ist fast unmöglich. Wo bin ich überall registriert, mit welchen Daten? Die Multi Faktor Identifikation sorgt dafür, dass fast überall die Handynummer mit drinsteckt, verbunden mit allen Arten von Passwörtern und irgendwelchen User ID’s, die alle unterschiedlichen Regeln folgen und durch permanente Update Zyklen komplett korrumpiert sind. Kennwort Verwalter von Betriebssystemherstellern funken dazwischen, so dass man oft die Passwörter oder User ID’s gar nicht mehr kennt. Wie soll ich da umziehen?
Es gibt nur zwei Alternativen: Reumütiges verharren, weil Veränderung sinnlos ist, oder radikales Abschneiden, weil Veränderung nun mal radikal ist. Bewusstes Versenken digitaler Vergangenheit in Datengräbern, die vielleicht irgendwann einmal eine KI durchforstet und ihre eigenen Schlüsse zieht. Es ist ein „Lost in Space“ Gefühl, wo Liebgewonnenes in einer entkoppelten Blase sichtbar entschwindet und nur die Einsamkeit bleibt. Gleichzeitig ein Don Quichotte Gefühl, die Windmühlen stehen drohend im Weg und mahlen. Der Horror sind die Banking Apps. Die stehen noch aus. Wie die umgezogen werden, ist absolut undurchschaubar. Mit allen Identifikations-Absicherungen, die in ihnen verborgen sind, vermischt mit sprachlichen Entgleisungen, die nach Herzenslust Begriffe wie ID und Kennwort vermischen. Als Benutzer ist man die Risiko Reste Rampe, auf die alles abgeladen wird, was den Programmierern zu viel wurde. Sollen die sich kümmern, die haben ja was davon.
Doch es geht auch noch schlimmer. Die Cloud Dienste eines großen Smartphone Anbieters verschränken sich gerne mit denen eines großen Anbieters von Office Lösungen und erzeugen beim Versuch sich zu synchronisieren fleißig Duplikate meiner Adressen. Die Zahl ist nun gut 5-stellig, offenbar zu groß für die „Duplikate Entfernen“ Services, die in den Hilfeseiten versprochen werden, aber nicht auffindbar sind. Es bleibt das manuelle Durchwühlen, wobei auch hier die Cloud ihr Eigenleben lebt. Mal verschwindet sie kurz, um dann wieder mit allen mühsam gelöschten Daten aufzutauchen, mal verweigert sie einfach den Dienst, am Smartphone sind die gelöschten Daten hartnäckig weiter da, auch wenn die angezeigte Gesamtsumme deutlich gemacht, dass etwas gelöscht wurde.
Insgesamt ergießt sich ein Wust von unerwarteten und unvorhersagbaren Phänomenen über das Gehirn, dass auch das in die gleiche Konfusion rutscht und anfängt, selbst die Zusammenhänge zu verlieren.
So hangle ich mich dann von App zu App und verzweifle an der Schlechtigkeit der Welt. Träume von einer Innovation, die es nicht geben wird, weil sie nur einen weitern Schleier über das ganze System legen würde, der neue Einfallstore für Betrug liefert, die mit neuen Abscherungen geschlossen werden müssen.
Das ist Evolution. Ein zu groß gewordenes Tier stirbt aus, weil es mit der Wirklichkeit nicht mehr klarkommt. Neue, besser angepasste Tiere werden folgen. Bitter, aber wahr.
Admin - 21:35:14 | Kommentar hinzufügen
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Der Bisherige Blog ist durch einen Telekom Fehler nicht mehr bearbeitbar - ich weiss nicht, was geschieht, ob er Geschichte wird? wir werde sehen. Innovation kennt wohl Grenzen.
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