2024-02-05
Es stellt sich ja immer wieder die tiefe Sinnfrage: warum sind wir da und wie unterscheiden wir uns vom Tier.
Die Antwort ist selbstverständlich Teil der Frage: wir sind da, weil wir da sind und der Unterschied zum Tier ist, dass wir die Frage stellen, während das Tier die Welt so nimmt, wie sie ist.
Wir problematisieren das und damit komme ich zum Thema. Die eigentliche Kompetenz der Menschheit ist Probleme lösen. Beim Jagen, beim Überleben in Hitze und Kälte, beim Kampf gegen Krankheiten, beim Sport, bei Streit, beim Klima, beim Geschlechterkampf und beim Umgang mit der Sinnfrage.
Wir entdecken Probleme und lösen sie, entdecken neue und lösen sich die. Die Krise ist unser größtes Glück, denn dann sind wir gefordert, haben einen Anlass, zusammenzurücken, fühlen uns bedeutsam und spüren Sinn.
Aber wir bekommen ein Problem, wenn wir kein Problem haben. Dann müssen wir welche finden.
Wir haben dazu die Wissenschaft, die schon lange mehr damit befasst ist, Probleme zu suchen, als sie zu lösen. Und wir haben die Empörung.
Die schafft Probleme mit einer Anklage gegen die Gesellschaft. Stellt damit die Gesellschaft in Frage. Die Begründung ist frei, jeder kann sich empören, jeder kann seine Wahrheit gegen die der Anderen stellen. Von Identitätspolitik bis Fremdenhass, von Sicherheit bis Freiheit, der Raum der Empörungsmöglichkeiten ist grenzenlos.
Die Empörung ist eine starke Problemerzeugungsmaschine, so stark, dass sie die eigentlichen Probleme verdrängen kann. Influencer verdienen viel Geld, Populisten gewinnen Wahlen, Initiativen tauchen auf aus dem Nichts, die Medien feuern aus allen Rohren. Bis irgendwann ein echtes Problem zuschlägt und die Blase des Empörungsrausches platzt.
Problemarmut ist ein Problem, das dazu führt, dass wir uns gegenseitig zerfleischen. Das ist der Preis unseres Dranges, ständig Probleme zu lösen.
Admin - 14:50:01
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