2022-03-13
Wir leben in einer Welt der Fakten und der Berechenbarkeit. Das ist schön, denn es ist so verlässlich und man kann sich ziemlich sicher sein, das Richtige zu tun.
Nun ist es aber so, dass sich die Welt andauernd verändert und damit die gewohnten Sicherheiten in Frage stellt. Es gilt also, permanent die Welt neu zu vermessen um neu festzulegen, was richtig und falsch ist, das ist aufwändig. Manche machen das, vermessen aber natürlich nur einen Teil der Welt, meist den, der ihnen selbst am meisten nützt, und so entstehen Entscheidungen, die oft verstören und verunsichern.
Die Kulturgeschichte hat für dieses Problem die Theorie erfunden. Eine Theorie ergänzt Beobachtungen zu einer möglichen Idee eines Ganzen, mit Hilfe von Phantasie und Logik, und macht damit unzusammenhängende Erfahrungen und Fakten untereinander verträglich und verstehbar für Menschen. Schicksal jeder Theorie ist es, permanent hinterfragt und geprüft zu werden, aber genau dazu ist sie auch da. Aber kurz gesagt: die Theorie dient dazu, mit dem Ungewissen umzugehen und sie steht damit mitten im Kreislauf der Innovation, denn sie folgt auf Veränderung und sie sorgt selbst wieder für Veränderung.
Das Wort Theorie leitet sich aus dem Griechischen ab, Theos – der Gott. Es bedeutet somit so etwas wie „Gottesaussage“. Wobei wir uns da nicht den allwissenden Gott vorstellen dürfen, sondern den gottgleichen Mut, Aussagen ohne Beweise zu machen, um Ungewisses zu erklären.
Theorien waren der Anfang aller großer Entwicklungen. Theorien sind der Kern der Wissenschaft, Theorien sind der Kern jeder Religion und der Kern jeder Gesellschaftsform. Sie sind das, was uns als Kulturgemeinschaft zusammenhält, denn nur das, was uns im Ungewissen vereint, dient dem Zusammenhalt. Das Gewisse kann jeder für sich handhaben.
Ich bin überzeugt: wenn wir wieder mehr über Theorien streiten, als über Fakten, wird es uns besser gehen.
Admin - 23:03:53
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