2024-12-08
Heute muss ich mal wieder ablästern. Ich war einige Tage in einem Mietauto unterwegs, ein westeuropäischer Mittelklassewagen, und bin an der unkontrollierten Digitalen Mittelmaßes nahezu verzweifelt.
Das Auto hatte, was man ja jetzt braucht, ein riesiges Display in der Fahrzeugmitte und damit begann das Problem, da so ein Display ja auch mit Inhalt gefüllt werden will und der war da. Nur war es nicht das, was man sich zum Führen eines Fahrzeugs so vorstellt, sondern es war eine wirre Sammlung von Programmiererphantasien, gemischt mit den eilig zusammengeschobenen Erzeugnissen mittelmäßiger Designer. Essenzielle Themen wie das Umstellen der Systemsprache waren nahezu unauffindbar, dafür wurde man ständig mit Gimmicks geblendet, die einem irgendwelche Eigenschaften des Autos vorführten, für die man sich gerade wirklich nicht interessiert hat.
Es scheint, hier ist die Herstellerphantasie vom Auto als „next Smartphone“ mit in die Planung geraten, bei der die Nutzer permanent zum Geldausgeben animiert werden sollen, was sich dann Entertainment nennt. Das Ganze gemischt mit vielen eingestellten Programmierern, die ja alle irgendetwas beitragen sollen und daher irgendwelche Funktionen einspielen, die nur verwirren. Beispielsweise die adaptive Anpassung der Karte auf Nachtlicht, was zur Folge hat, dass man bei Regen die Karte nicht mehr lesen kann, oder die Anpassung des Zoom-Faktors nach irgendwelchen intelligenten Kriterien, was zur Folge hat, dass man jedes Gespür für Entfernungen verliert und völlig verwirrt ist, weil das Kartenbild sich ständig verändert.
Es ist ein Problem der sinnfreien Existenz. Das Display ist da, die Programmierer sind da, aber es gibt nichts sinnvolles zu programmieren, weil man zum Autofahren nun mal kein Entertainment braucht, das einen ständig ablenkt und verwirrt, wenn man konkrete Informationen sucht, wie eine Tankstelle in der Nähe oder die Sprachumstellung.
Man könnte natürlich sagen, die KI soll das alles einfach übernehmen, die braucht keine Bedienlogik, sondern kann das Anwenderverhalten interpretieren und die passenden Antworten liefern. Aber wollen wir das? Wollen wir jede einfache Kleinigkeit durch eine enorme Rechenpower ersetzen, nur weil wir zu faul sind, benutzbare Systeme zu entwerfen? Wollen wir ein simples, beherrschbares System durch ein automatisiertes „Vielleicht“ aus der Cloud ersetzen, das unsere Entscheidungen prägt, die schnell und zuverlässig sein müssen, wenn man ein Fahrzeug im öffentlichen Raum bewegt?
Es gibt so viele Dinge zu tun auf dieser Welt und wir wissen, dass nichts beständiger ist wie der Wandel. In so einer Situation zu versuchen, im Wettbewerb mit sinnfreiem Blendwerk zu bestehen, zeigt, dass noch viel zu tun ist im Entwerfen und Umsetzen von Digitalstrategien.
Admin - 22:15:48 | Kommentar hinzufügen
2024: | Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember |
2023: | Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember |
2022: | Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember |
2021: | Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember |
2020: | Dezember |
Der Bisherige Blog ist durch einen Telekom Fehler nicht mehr bearbeitbar - ich weiss nicht, was geschieht, ob er Geschichte wird? wir werde sehen. Innovation kennt wohl Grenzen.
Kommentar hinzufügen
Die Felder Name und Kommentar sind Pflichtfelder.