2024-05-05
Ich reise derzeit durch Spanien und als aufmerksamer Deutscher muss ich feststellen: in der Digitalisierung sind sie, wie bei uns überall beklagt wird, weiter als wir. Aber ist weiter besser?
Zwei Einrichtungen fallen mir als Reisender besonders auf: Die Hotels und die Restaurants.
Die Hotels schreiben einem am Tag zuvor, man solle online einchecken. Das bedeutet, man sitzt 15 Minuten vor einem spanischen Formular und übt den Job eines Rezeptionisten aus. Will ich das?
Die Restaurants sind ähnlich. Abgesehen davon, dass man online aussuchen muss, wo man hin will, weil ohne Reservierung nichts mehr geht, ist die Speisekarte inzwischen auch online. Was einmal ein übersichtliches großes Papier war ist jetzt auf Handygröße geschrumpft und will durch eine Unzahl von Klicks und Links erschlossen werden. Die Übersicht ist völlig verloren und jeder einzelne am Tisch kämpft sich für sich durch.
Nur damit keine Karte mehr gedruckt werden muss. Der ökologische Fußabdruck der Karte wäre ziemlich sicher besser als der von hunderten von Web-Anfragen, aber es ist effizienter für den Wirt.
Damit kommt es zum Punkt. Der Effizienz. Wann ist sie angebracht und wann nicht?
In industriellen Prozessen ist sie wichtig. In der Gastlichkeit ist sie gefährlich. Man fühlt sich als Gast nicht geschätzt, wenn man feststellt, dass man ein Effizienzobjekt ist. Das gilt für das Hotel wie für das Restaurant.
Die Wirtschaft hat schon lange erkannt, dass die Schnittstelle zum Kunden etwas ist, was persönlich und intensiv sein muss. Das Gespräch, die Empfehlung, die Wertschätzung. Das sind Dinge, die binden.
Innovation ist individuell und Fortschritt kann auch in die falsche Richtung gehen.
Admin - 19:20:42
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