2024-02-26
Das Phänomen der Blasen hat mit Covid Karriere gemacht und wir haben erkannt, dass große Gruppen wirrer, meist sehr weit rechts oder auch oft nach Eigenbeschreibung quer stehende Menschen sich in diesen Blasen eine einfache Welt zusammengebastelt haben, die sie nun verbissen gegen jede Attacke der Vernunft verteidigen.
Was wir dabei nicht übersehen sollten, ist, dass die Blasen auch vor anderen Gruppen nicht Halt machen. Gerade in der linken Bildungsszene, die auch einen großen Einfluss auf die Medien hat, ist ein Blasentum über die Vorstellung von ‚Richtig‘ und ‚Falsch‘ weit verbreitet, welches der verfeindeten rechten Gruppe jede Menge Angriffsfläche bietet und große Teile der Bevölkerung abschreckt. Das geht beim Kulturkampf um die Sprache los und setzt sich in weiteren Themen fort, in der Migrationsherausforderung ebenso wie der Klimapolitik, der Sicherheitspolitik oder der Entbürokratisierung.
Die eher konservativen Gruppen haben sich eine Blase der Unverstandenen zurechtgebastelt, in der sie reflexartig um sich hauen und Gefahr laufen, in einen Populismus abzusinken, aus dem sie schwer wieder herauskommen, weil sie sich in zu vielen Widersprüchen verstricken.
Blasen sind in gewisser Weise notwendig, um in einer komplexen Welt Positionen zu finden und Entscheidungen herbeizuführen. Wissenschaft lebt ständig in der extremen Blase ihres Fachgebietes und erreicht dort Großes, was außerhalb des Fachgebietes jedoch häufig ganz anders aussieht. Wer ständig versucht, es allen recht zu machen, wird zu nichts kommen. Innovationen entstehen fast immer in Blasen. In geschützten Räumen, in denen vereinfachte Bedingungen bestehen.
Das führt zum entscheidenden Punkt: Das Bewusstsein um die Blase. Ersonnene Konzepte, Ideen, Positionen müssen, wenn sie keine Theorie bleiben wollen, irgendwann die Blase verlassen und sich der Öffentlichkeit stellen. Dort werden sie der harten Wirklichkeit ausgesetzt, die sie angreift, ausnützt, missversteht, ignoriert oder manipuliert. Erst dann zeigt sich, welches Konzept trägt, welches sich weiter entwickeln kann und welches nicht. Das nennen wir Demokratie und das ist anstrengend, denn die schönen Ideen aus der Blase werden dabei hart auf die Probe gestellt.
Damit diese Auseinandersetzung außerhalb der Blasen funktioniert und die unterschiedlichen Parteien nicht sofort Krieg führen, braucht es ein demokratisches Grundverständnis, dass sich zwar regeln und organisieren lässt, das aber vor allem auf gegenseitigen Respekt aufbaut. Die Demokratische Kultur.
Um die lohnt es sich, zu kämpfen.
Admin - 21:02:08
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