2023-12-17
Eine Erkenntnis, die so langsam in die Köpfe zurückkehrt, ist die Bedeutung des öffentlichen Raums. Wir beklagen den Zerfall der Gesellschaft und die Ich-Kultur, die Blasenbildung und die Verödung der Städte und all das hat einen Grund. Es ist der Verlust des öffentlichen Raums, in dem sich alle begegnen, die in irgendeiner Form an der Gesellschaft teilhaben und in dem sie auch in den Dialog treten. Das war einmal die Dorfwirtschaft, das Forum oder der Marktplatz, auch die Kirchen. Alles Plätze, die heute verwaist sind. Und ersetzt durch Automatismen, die uns das Leben erleichtern sollen.
Fortschritt kennt keine Richtung, außer „fort“ und nicht immer stellt sich das, wo man hinstrebte, als erstrebenswert raus. Sprich, zum Fortschritt gehört auch die Fähigkeit, der Korrektur und des Richtungswechsels und das ist mit dem öffentlichen Raum dringend nötig. Denn nur der bringt uns dazu, uns mit dem auseinanderzusetzen, was uns als Gesellschaft zusammenhält und zwingt uns, unsere Meinungen mit den Sichten anderer zu messen und so zu Kompromissen zu kommen, mit denen alle leben können. Und dieser öffentliche Raum muss vieles aushalten. Streit, Überraschungen, Hilflosigkeit, Unfälle, er ist der Platz, der gemeinsamen Problemerkennung und der Problemlösung.
Ich habe selbst noch keine genaue Idee, wie der öffentliche Raum der Zukunft aussehen kann. Ich glaube nicht, dass er digital sein kann, denn das Digitale mit seiner Möglichkeit, sich zu verstecken und zu tarnen, ist eben nicht öffentlich. Eine KI wird ihn auch nicht ersetzen, denn eine KI ist von ihrer Grundstruktur her autoritär, stellt eine Aussage hin und begründet sie nicht einmal.
Es kann eigentlich nur aus einer sozialen Bewegung kommen. Aus einer gemeinsamen Suche, als langsame Übung, Aber genau das ist ja auch das, was im öffentlichen Raum passiert. Dafür ist er da. Er entsteht aus sich selbst. Wenn wir es wollen.
Admin - 21:41:42
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