2023-11-20

Programmieren

Gestern habe ich mit Bekannten über Landwirtschaft diskutiert. Einer der Anwesenden war Landwirt und beschrieb die Regeln, die ihnen vorgäben, wann sie ihre Äcker wie zu bewirtschaften hätten, wann sie pflügen dürften, wann sie etwas ansähen müssten. Derzeit müsste sie trotz Regen pflügen, was eigentlich für den Boden falsch wäre, aber eine KI würde von Satelliten aus ihre Äcker beobachten und sie abmahnen, wenn sie sich nicht an die Regeln hielten.

Ich bin kein Fachmann in diesen Themen und kann nicht beurteilen, wie ausgewogen der Bekannte die Situation beschrieb, aber es wurde jedenfalls ein Problem deutlich, das immer wieder auftritt. Der Glaube man könne die Welt programmieren.

Es gibt in der Ingenieurswelt den Unterschied zwischen Steuern und Regeln. Beim Steuern wird ein Verfahren festgelegt und umgesetzt. Beim Regeln wird ein Verhaltensrahmen gesetzt, die Regeln, und im Falle einer Abweichung wird reagiert. Es gilt die Erkenntnis, dass Steuern billiger ist als Regeln. Denn Steuern ist ein hartes, deterministisches Prinzip, Regeln erfordert ständige Prüfung und Entscheidungsfindung. Die Programmierer dieser Welt wollen steuern und übersehen dabei, dass das von ihnen ersonnene Verfahren und seine Umsetzungsform nur in den allerwenigsten Fällen mit der Wirklichkeit zusammenpasst. Das ist die Ursache für sehr viele Konflikte unserer Zeit.

Programmierung ist das Gegenteil von Innovation. Programmierung ist das Festschreiben eines Modus Operandi in einer Maschine, die den dann unermüdlich durchzieht. Das mögen Programmierer ungern hören und dann einwenden, moderne Programm seien agil und flexibel, aber sie sind dennoch Programme. Echte Entscheidungen fallen außerhalb.