2023-06-25
Ich hatte Urlaub, mein Buch zur Digitalstrategie ist erschienen, der Blog musste kurz ruhen.
Bevor ich ihn eher in Richtung Digitalstrategie weiterentwickle, möchte ich kurz Innehalten und mich mit der Sinnfrage befassen.
Die großen Auseinandersetzungen der vergangenen hundert Jahre waren ideologiegetrieben, die großen Linien trennten die „Ich“-Ideologien von den „Wir“-Ideologien, dazwischen waberten die „Wir gegen die Anderen“-Ideologien, die sich eher an der Machtpolitik in weiter davor liegenden Zeiten anlehnen. Tatsächlich ist die „Ich“ versus „Wir“ Spaltung in unserer Gesellschaft heute die schwierigste Herausforderung und sie führt zu immer weiteren Verstrickungen in juristischen Spitzfindigkeiten einerseits und in anklagender Empörung andererseits. Die Digitalisierung verstärkt diese Trends an vielen Stellen, denn sie suggeriert, dass Probleme mit Technik gelöst werden können, dass wir ein Paradies auf Erden schaffen können. Das aber ist grundfalsch. Das werden wir weder jemals können, noch ist es erstrebenswert.
Das Paradies ist eine Idee, die völlig zurecht im Jenseits angesiedelt ist, was auch immer das ist. Das Leben, das uns ausmacht, wäre beendet, wenn alle Probleme gelöst wären. Denn das Leben existiert nur als ständige neue Problemlösung. Die ganze Evolution ist nichts anderes als Problemlösung und bedeutet Bewegung im Ungleichen und im Ungerechten. Die Aufgabe für uns Menschen ist, das zu akzeptieren und in dieser Bewegung des Wandels immer wieder darauf zu achten, dass sie erträglich und so attraktiv für alle Beteiligten bleibt, dass alle damit auf ihre Weise umgehen können und die Möglichkeit haben, sich gemäß ihrer Fähigkeiten und Ziele zu entfalten.
In „Strategie Guide Digitale Transformation“ gehe ich sehr stark auf den Kontext ein, in dem sich ein Wandel ereignet. Ohne Kontext ist ein Wandel Theorie, erst im Kontext ist er Wirklichkeit. Die Idee des Wandels ist zunächst einmal das „Ich“, die Umsetzung ist das „Wir“. Nur beide zusammen können eine Veränderung auch in die Praxis bringen. Das ist eine kulturelle Herausforderung für alle Menschen, die sich daran gewöhnt haben, in Ansprüchen zu denken, genauso wie für diejenigen, die sich daran gewöhnt haben, die Wahrheit zu kennen. Akzeptieren von anderen Positionen, Auseinandersetzung, Kompromissfindung. Das sind die Kernkompetenzen, die wir als Menschen brauchen, um die Bewegung, in der wie uns alle befinden, attraktiv zu gestalten.
Admin - 12:24:45
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