2023-02-12
Systeme
Was ist die Welt? Eine geordnete Konstruktion oder eine gigantische Menge sich beeinflussender Kräfte? Die Welt der Physik oder die der Menschen mit ihren Ideen, Visionen, Wünschen, Theorien, Sprachen und Kulturen?
In Wirklichkeit ist es alles davon und noch mehr. Der Aufbau der Atome ist erstaunlich regeltreu doch ihre Interaktion ist es gar nicht und das Leben als Mensch wird wesentlich wahrnehmbarer von Ideen und Interessen von Menschen beeinflusst als von Naturgesetzen.
Die Systeme, in denen unser Leben stattfindet, setzen sich dementsprechend aus einer Unmenge teils beherrschbarer und teils unbeherrschbarer Einflüsse zusammen, mit denen Umzugehen wir als einzelne Wesen lernen und mit denen umzugehen wir vor allem auch als soziale Wesen lernen. Das ist das Leben in Systemen. Die menschliche Kernkompetenz. Interessen anderer verstehen, mit ihnen zusammenarbeiten, Überraschungen annehmen und in die eigene Wirklichkeit einbauen, Handlungen ersinnen, die andere mittragen und Erfolge zu gestalten, dass man sie nicht allein hat, sondern mit möglichst vielen teilt.
Systeme sind etwas sehr Stabiles, wobei sie sich ständig verändern. Doch sie verändern sich in einem gemäßigten Tempo, da sehr viele Kräfte gleichzeitig in ihnen wirken. Wenn etwas „systemverändernd“ ist, dann ist das bedeutsam. Das sind dann die Dinge, über die großer Streit entsteht, auch wenn viele zunächst gar nicht verstehen, warum. Künstliche Intelligenz ist so etwas. Sie wird als Bereicherung wahrgenommen, kann auch viele Probleme lösen, aber wirkt sehr stark auf ein Gesellschaftssystem, das darauf ausgelegt, ist, eine gemeinsame „Wahrheit“, also dass, worauf man sich im regelmäßigen öffentlichen Disput als „Richtig“ einigt, zu pflegen. Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, diesen Disput auszulöschen, da die Maschine ja sowieso schneller und umfangreicher an alle Zusammenhänge der Entscheidungsfindung kommt. Damit ist sie systemgefährdend. So wie eine Droge, mit der eine Gesellschaft auch erst mühsam umzugehen lernen muss, ehe sie sie als mögliches Mittel der Lebensgestaltung anerkennt.
In Systemen denken, was geht, was geht nicht, was macht Schwierigkeiten, wie hängen die Dinge zusammen, das ist das, was Menschen können und weswegen sie ihre herausragende Rolle haben. Das setzt sich zusammen aus Fakten, Kulturen, Mechanismen, Interessen, Stärken und Verführbarkeiten. Systeme sind nie ideal, sie sind real und wer das übersieht, den werden sie über kurz oder lang so zur Seite räumen, dass er nicht mehr stört. Das kann dauern, aber es wird geschehen. Wer wurde nicht alles hochgejubelt und dann vernichtend verurteilt, der zunächst mir großen Versprechen verführt aber dann das System überfordert hat. An der Grenzlinie zwischen Systemerhalten und Systemverändern verläuft die Trennung zwischen rechts und links. Systeme wollen beides: sie wollen immer wieder neu gestaltet werden. Immer wieder angepasst, doch stabil genug, um für die Redlichen verlässlich zu sein.
In Systemen denken ist die große Kunst in menschlichen Gesellschaften. Es ist eigentlich Sache der Politik, die ja „Die Sache aller“ ist, so ungefähr aus dem Altgriechischen übersetzt. Innovation ist dabei eine ständige Zutat, die begierig betrachtet wird, die neue Droge, das neue Spielzeug, doch die auch verdaut werden will.
Admin - 22:17:28 | Kommentar hinzufügen
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Der Bisherige Blog ist durch einen Telekom Fehler nicht mehr bearbeitbar - ich weiss nicht, was geschieht, ob er Geschichte wird? wir werde sehen. Innovation kennt wohl Grenzen.