2022-12-18
Gestern war ich bei Freunden in der Innenstadt … Altbau, doch ein neues Hinterhaus, gemeinsame Hofeinfahrt.
Und ein elektrisches Hoftor, durch das alle müssen, nicht nur die Autos. Es ist nicht mehr so, dass ein Summer summt und man drückt die Türe auf. Nein, das Hoftor öffnet sich von alleine, sobald der Einlass zugelassen wird. Und es ist ein perfektes Beispiel für Entwürdigung durch Technik. Mit einer perfiden Arroganz wartet das Tor, bis es beschließt sich langsam zu öffnen und Einlass zu erlauben. Blickt dabei, so fühlt es sich an, die Einlassbegehrenden müde und herablassend an, mit perfekter Gleichgültigkeit. Jeder Mensch, der etwas will, wird dieses Willens beraubt, denn der Mensch hat sich zu fügen. Dem Tempo, der Gnade des elektrischen Tores.
Es ist ein tiefer Blick in die autoritäre Welt der technischen Systeme. Für sie gelten nur zwei Regeln: Funktion und Sicherheit. Dazu gibt es stets einen Risikoaufschlag, der Zeiten verzögert und Tempo bremst. Alles verständlich, aus Sicht der Technik und der Aufsicht über die Technik, doch unverständlich aus der Sicht der teilnehmenden nichttechnischen Wesen.
Das elektrische Hoftor mag eine Innovation sein. Es mag sogar Fortschritt sein, wenn man Fortschritt wörtlich nimmt, als ein Schritt fort von da, wo man war. Dazu zählt auch der Schritt zurück in eine Welt der angepassten Unterwerfung.
Tatsächlich ist es ist eine typische Design-Verfehlung. Entworfen aus der Perspektive des elektronischen Garagenöffners, den man im Anrollen drückt und ohne auszusteigen einfahren kann. Doch das ist kein Grund, zu verzeihen. Eher ein Grund, zu verzweifeln, wenn schlecht designte technische Systeme beginnen den sozialen Raum von Menschen zu bestimmen. Doch Verzweifeln ist keine Option. Der soziale Raum muss verteidigt werden!
Admin - 22:37:12
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