2022-07-27
Heute ist mir wieder so ein Evolutionsartikel über den Weg gelaufen, der das Thema Evolution so gar nicht verstanden hat. Es ging um den Übergang der Wassertiere zum Landleben und erzählte von Arten, die es nicht geschafft und aufgegeben hätten, und das noch dazu in einem verwunderten Ton. Es wurden einige Beispiele genannt und beschrieben, die ich aber hier jetzt nicht nacherzähle.
Der irrititerendste Fehler ist der, dass der Schreiber davon ausgeht, Evolution wäre ein geplanter Prozess. Evolution ist aber alles andere als geplant. Sie ist ein passiver Prozess und verläuft über das Erbgut, also den Zufall der Eigenschaften des Nachwuchses. Zudem unterliegt sie zwei Prinzipien; „Survival oft the fittest“, das Überleben des am besten angepassten ist das erste Prinzip und gilt in Zeiten von Krisen und großen Veränderungen. „Sexual attraction“, die sexuelle Attraktivität, gilt zusätzlich in satten Zeiten.
Der Landgang der Wassertiere wurde eindeutig vom ersten Prinzip bestimmt und war ein Krisenthema. Wenn eine Art ihren evolutionären Prozess des Wandels zum Landgang also nicht zu Ende gebracht hat, war das keine bewusste Entscheidung der Art, sondern es war eine Entwicklung der Verhältnisse, die den evolutionären Prozess beendet hat. Entweder haben sich die Bedingungen anders weiterentwickelt und der angefangene Evolutionsprozess war kein Vorteil mehr, etwa weil es doch wieder mehr geregnet hat und das Leben am Land kein Vorteil mehr war, oder weil eine andere, stärkere Kraft „fitter“ war und den evolutionären Versuch ausgerottet hat, etwa ein Landraubtier oder ein Landvirus.
Was mich aber wirklich stört, ist der Haltung dahinter. Der Grundgedanke: wer nicht die eigene Evolution im Griff hat, ist gescheitert.
Natürlich greift der Mensch in die Evolution ein. In die eigene, wie in die der restlichen Natur. Doch das sind Marginalien, die sich entweder am zweiten Prinzip, der sexual attractiveness orientieren oder das erste Prinzip viel zu kurzsichtig anwenden im Glauben, Evolution beherrschen zu können. Ein evolutionäres Ziel gibt es nicht und würde auch gar keinen Sinn machen. Auch keines des Menschen, außer seine Hybris.
Zum Beherrschen gehört Verstehen. Und wer die Evolution über den Landgang als ein Scheitern der Protagonisten erzählt, hat nicht verstanden.
Admin - 22:28:45
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