2022-04-30
Angesichts einer Welt voller Spaltung, Widersprüche, Hass, Fehler, Veränderung, was könnte man nicht noch alles aufzählen, kann man eigentlich im Moment nur eines relativ sicher sagen: Die Idee, mit dem richtigen System, mit Wissenschaft und mit Technik die Welt zu einem friedlichen und fruchtbaren Ort zu machen, haut nicht hin. Zumindest nicht mir diesen Mitteln alleine.
Menschen sind kein logisches System, sondern sie handeln aus einem tierischen Überlebensinstinkt, aus tiefen inneren Mechanismen von Gruppen, mit einer begrenzen und sehr variablen Verständniskapazität und einer Bereitschaft zum Risiko, die das Leben in großen Gruppen erst möglich macht. Diese Menschen untereinander zu organisieren ist die hohe Kunst von Kultur, Gesellschaft und Politik – Wissenschaft und Technik sind Hilfsmittel, die neben anderen dazu dienen, das ganze immer wieder einigermaßen am Laufen zu halten, während es an anderer Stelle in der Regel bereits wieder entgleitet.
Eine Kernkompetenz, und ich weiß nicht, wann in der Evolution sie entstanden ist, ich denke früh, bevor der Mensch auf die Bühne trat, ist das Verzeihen. Fehler verzeihen, Taten verzeihen um danach weiterleben zu können. Es ist oft schwer, wenn der Schmerz groß ist, die Überzeugung stark, die Moral wuchtig – aber es nützt nichts. In manchen Ländern gab es die Blutrache, eine endlose Kette des Rächens, über Generationen hinweg, in denen viele junge Menschen bereits wussten, dass sie geboren sind, um getötet zu werden - wegen uralter Vergehen. Wer nicht verzeihen kann, landet in so einer Welt. Das will ich nicht.
Admin - 18:21:51
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