2022-01-24
Mal was ganz anderes. Ich war gerade das erste Mal seit noch viel länger im Konzert. So richtig, mit Orchester, Chor, Dirigent. Meine Premiere in der neuen Münchner Isarphilharmonie und das erste Mal Carmina Burana. Und ich war völlig platt.
Orff hatte Texte aus dem 11. Jahrhundert aus Benediktbeuern (ein altes Kloster südlich von München, dort hat, nebenbei gesagt, auch Fraunhofer seine optische Forschung betrieben, allerdings sehr viel später, Burana steht für ‚Beuern‘, Lieder aus Beuern) gefunden, sehr weltliche Texte über Liebe, Versagen, Betrug, Stolz, und intoniert in einer neuen Weise, die aber zu den Stilen der damaligen Zeit passt. Das alles hat er 1934 gemacht.
Die Texte sind allein schon cool. Alle auf Latein, in einer wuchtigen, sehr reduzierten aber starken und rhythmischen Sprache und dazu eine Musik, die mit sehr einfachen, reißerischen Elementen alter Zeiten im Zweivierteltakt spielt, diese mit häufigen Takt- und Tempowechseln steigert und mit großem Orchester und Chor zu einer unglaublichen Wucht bringt.
Warum schreibe ich das? Weil Orff damit etwas Großes, Veränderndes geleistet hat. Mit unglaublich viel Spaß (da bin ich sicher) hat er Musikgeschichte gemacht, noch dazu in der Nazizeit, das Stück wurde kurz nach der Uraufführung verboten. Und es wird klar, wieviel Intelligenz, Überlegtheit, Klugheit in allem steckt. Im Erkennen des Schatzes in den alten Texten, die weise und klar sind und aus dem frühen Christentum stammen, das auch noch stark von alten Göttern und Riten geprägt war. Im Aufgreifen dieser Spannung und Übertragen in eine neue Zeit mit ihrer eigenen Zerrissenheit, in der das Stück einschlägt – mit Wumms.
So fühlt sich Innovation an. Entdecke eine unglaubliche Möglichkeit, mach es, zieh es durch und mach es richtig gut - und habe unglaublichen Spaß am Ergebnis.
Was dabei wichtig ist: die Menschen zu mögen.
Admin - 00:10:13
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