2021-11-24
Heute war ich in der Apotheke. Ziemlich erkältet, matt, müde fragte ich nach einem Schnupfenmittel.
Die Apothekerin reichte mir das gewünschte Mittel mit ausführlichen Bemerkungen über Männerschnupfen, das ich da wunderbar behandelt werde, in einem Ton, der eindeutig die sagenhafte Empfindlichkeit der Männer in Sachen Schnupfen hervorhob. Ich versuchte irgendwie elegant darauf einzugehen, auf Klischees und was man nicht alles täte um die zu bedienen, aber schon bei Rausgehen wurde mir klar, dass ich mich ärgerte.
Der Ärger verflog nicht, sondern gärte. Jahre und Jahrzehnte Diskussionen zur Geschlechtergleichheit haben wir uns abgekämpft, Würde, Anerkennung, Verschiedenheit, Respekt und Sprache und Verhalten und dann das in der Apotheke?
Der Moderne Mensch würde ja eine gehässige Bewertung auf der Facebookseite der Apotheke oder sonstwo hinterlassen, doch, schon relativ weit von der Apotheke entfernt, wurde mir klar, das ist eine Sache von Angesicht zu Angesicht.
Ich drehte um, ging wieder in die Apotheke um der Dame mitzuteilen, dass ich die Bemerkung als beleidigend empfunden hätte. Dummerweise war ich mir nicht mehr sicher, welche es gewesen war, fast hätte ich die falsche angesprochen, dann kam ein Mann und sprach mich an, ich erklärte was los war, sie drucksten herum, die richtige kam nach vorne, ich erklärte ihnen ruhig warum ich das gar nicht gut fand, es sei herabwürdigend. sie entschuldigten sich. Ich glaube, sie hatte es schon vorher gemerkt. Es war ganz unkompliziert.
Es tat gut. Es war ausgesprochen, die Würde war gewahrt, vielleicht wurde die Welt ein Stückchen besser. Ein Mann beschwert sich über geschlechtsmotivierte Herabwürdigung. Ist das innovativ? Vielleicht ja. Wir sind uns näher als wir oft denken.
Admin - 21:54:57
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