2021-05-11

Verzeihen

Der klügste Satz, den Jens Span im Laufe der Corona Pandemie gesagt hat war: „Wir werden einander viel verzeihen müssen“.
Das Verzeihen ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die das Leben hervorgebracht hat. Verzeihen bedeutet das Akzeptieren von Fehlern und den Glauben an die Lernfähigkeit. Nur durch das Verzeihen können wir Kriege beenden, uns überhaupt streiten und in all unserer Unvollständigkeit den Mut haben, Dinge zu probieren.
Wenn ich heute in der Presse lese, eine Partei wäre unglaubwürdig, wenn sie eine Position vertritt, die sie vor 10 Jahren nicht hatte, kommen mir starke Zweifel an jenen, die das schreiben. Erstens waren vermutlich vor 10 Jahren die Bedingungen anders als heute und zweitens sei auch einer Partei erlaubt, dazuzulernen. Dasselbe gilt natürlich nicht nur für Parteien sondern ebenso für Eltern, Ehepartner, KollegInnen und Freunde. Es geht nicht um einzelne Taten und Entscheidungen, es geht um die Gedanken dahinter, im Bezug zu den Bedingungen der Zeit. Das übersehen heute viele Menschen, die Urteile fällen über Vergangenes.
Die Fähigkeit des Verzeihens ist eine Grundvoraussetzung von Innovation. Und noch mehr, eine Grundvoraussetzung von Kultur und Demokratie. Denn nur wenn sich Menschen etwas trauen können, entsteht Kultur und nur wenn sich Menschen streiten können, entsteht Demokratie.