2021-04-25
Eine der von mir am meisten verachteten Erfindungen ist das sogenannte “Versetzte Fahren”. An Baustellen sollen Autos auf zwei Spuren nebeneinander versetzt fahren und sich nicht überholen. Das soll besonders sicher sein. Ich bin überzeugt, es ist das Gegenteil. Einem dynamischen System wird in sich Statik verordnet. Das kann nicht gutgehen. Jedes einzelne Element verkrampft sich in seinem Verharren, bis ein kleiner Ausreißer das System zum Kollaps bringt. Ich bekomme da immer Platzangst.
Stabilität gibt es nur in der Bewegung (oder im leblosen Sein, z.B. als Stein). Das wissen Ballistiker und Fahrradfahrer und das ist ein Prinzip des Lebens. Nur durch den permanenten Wandel funktioniert Leben überhaupt.
Warum schreibe ich das jetzt? Nicht wegen des versetzten Fahrens. Sondern weil der Kern der zerstörerischen Hybris, die uns derzeit als Gesellschaft zerreißt, der Glaube ist, wir könnten alles richtig machen. Mit Vernunft und Berechnung Gesellschaften steuern, Wirtschaften lenken, Krisen wie Corona meistern oder den Verkehr regeln. Das haut nicht hin. Die Welt ist kein wissenschaftliches Labor.
Einer der wenigen, die das begriffen haben, ist ein bekannter ehemaliger Kanzlerkandidatenkandidat. Er nutzt das aus, indem der täglich seine Meinung ändert, je nachdem, was gerade angesagt ist. Ein bewährter Trick des Populismus, der tatsächlich funktioniert. Trotzdem finde ich auch den nicht gut, weil er nicht gestaltet, sondern kopiert.
Wandel geschieht. Da ist der Lauf der Natur, mit ihren nahezu unendlichen Kräften und Einflüssen, die wir niemals auch nur ansatzweise in Gänze kontrollieren werden können. Wir können nur damit umgehen und unsere dominierende Rolle, die wir so gerne behalten wollen, ständig neu erfinden. Im Ungewissen (das ist der Unterschied zum ehemaligen Kanzlerkandidatenkandidaten).
Und das geschieht, in Form der nahezu unendlichen Kräfte und Einflüsse der Natur, beziehungsweise ihrer menschlichen Vertreter. Der Räuber, Glücksritter, Rechtsverdreher, kriminellen Banden, Irrläufer, Ideologen, Idealisten, Forscher, Mitläufer, Machtmenschen, Gutmenschen, Normalmenschen, Gläubigen und Ungläubigen, an was auch immer.
Das Erleben wir gerade in allerlei Form. Und wir beschweren uns, dass nicht alles so bleibt wie es ist.
Es ist der Wandel. Wir können uns ihm unterwerfen oder wir können ihn gestalten. Dann sind wir innovativ.
Admin - 22:14:14
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