2020-12-27

Sozialdemokratie

Zu Weihnachten habe ich auch noch das neue Buch von Houellebecq bekommen – „Ein bisschen schlechter“ – kein Roman, sondern einzelne Texte. Im ersten schreibt er über die Innovation von Konservativen. Konservatismus wurzle in seinem Wesen in intellektueller Faulheit. Das führt im Sinne der Lebens- und Wirtschaftsführung zu Effizienz und im Sinne der Wissenschaft zu Innovation, da die Neigung zur Faulheit nur die stärksten Theorien überleben lässt.
Bleibt die Frage, wie es sich mit der Sozialdemokratie und der Innovation verhält. Die Partei, die sich die Weiterentwicklung der Gesellschaft auf die Fahne schreibt, das Gestaltende. Und die im Moment an sich selbst zerbricht, da sie versäumt hat, ihre Ziele der Zeit anzupassen. Dennoch lässt sich weiterhin erkennen: Sozialdemokraten gehen mit einem Gestaltungsauftrag ans Werk, während Konservative durch Reagieren regieren. Der Sozialdemokrat leidet tendenziell unter intellektueller Überperformance, gebiert gestaltenden Forderungen unter dem Mantel von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Der Sozialdemokrat scheitert am Zielbild, alles richtig machen zu wollen. Das hindert ihn, den Gestaltenden, an der Innovation, die der Konservative einfach abwartet.