2024-05-19
Mal was ganz anders. Diese Woche, am 23. Mai ist das 75 jährige Jubiläum unseres Grundgesetzes und alle Zeitungen sind bereits dieses Wochenende voll von Mahnungen, das Grundgesetz und die Demokratie zu retten und voller Anklagen gegen jene, die es bedrohen.
Das ist ehrenwert aber bringt wenig mehr als Verzweiflung.
Es ist wie bei der Innovation: sie überlebt nur, wenn sie an der Wirklichkeit anknüpft. Und all die Mahner drücken sich genau darum. Sie beklagen, dass destruktive Menschen die Demokratie demontieren, aber sie stellen nicht ein einziges Mal die Frage, warum das denn möglich ist. Sie fragen kein einziges Mal, was sie selbst vielleicht falsch machen und es so den Gegnern der Demokratie ermöglichen, erfolgreich zu sein.
Bei Innovation ist es meist Glück, dass sich etwas durchsetzt. Der richtige Zeitpunkt und der richtige Ort. Bei der Demokratie sollten wir uns nicht auf Glück verlassen oder auf eine ordnende Hand, sondern uns selbstkritisch fragen, ob und wie wir unsere Gesellschaft vernachlässigen, aus Eigennutz, aus Faulheit, aus Hochmut, aus Eitelkeit, aus Neid, und es so anderen leicht machen, mit populistischen Parolen diejenigen zu verführen, die sich auf der Verliererseite sehen. Tatsächlich verlassen wir uns darauf, dass die Gesellschaft funktioniert, aber nur die wenigsten bemühen sich auch, dazu beizutragen.
Innovation ist etwas Spannendes. Gerade das Digitale birgt aber auch oft das Risiko, Menschen auszugrenzen. Viel wichtiger ist es daher, sich darum zu kümmern, dass das komplexe Gebilde, das wir Gesellschaft nennen und das all das trägt, worauf wir aufbauen, stabil und attraktiv bleibt.
Admin - 18:15:28
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