2023-09-24

Metaversum

Diese Woche war ich in Berlin auf einer Veranstaltung, die sich mit dem Industriellen Metaversum befasst hat. Der Begriff wurde hier sehr umfassend definiert und enthält nahezu alles, was die Digitale Transformation der Industrie ausmacht, abgesehen vielleicht von 3D Druck. Die Idee dahinter ist, den digitalen Raum als komplettes Abbild der Realität zu etablieren und mit fließenden Grenzen und Übergängen eine hybride Wirklichkeit zu schaffen.
 
An sich verführerisch. Eine Vision der digitalen Beherrschung der Realität, um sie stets im besten Sinn zu verstehen, zu gestalten und zu kontrollieren.
Ich würde es daher als visionären Begriff einordnen. Es ist nicht innovativ, denn es packt nur unterschiedliche bestehende Innovationen in einen neuen Mantel. Es ist eher provokativ, denn es stellt eine Forderung in den Raum, die es zu erreichen gilt, und die tatsächlich vermutlich für alle Zeiten unerreichbar bleibt.

Das gut ist, dass es eine Vorstellung weckt. Das problematische, dass es so groß ist und vermutlich eher zu Frustration als zu Motivation führt. Das pragmatische ist, dass es in der Form sowieso keiner braucht. Der Industrielle Fortschritt und Wettbewerb wird sich seinen eigenen Weg suchen. Die Unternehmen werden Grenzen ausreizen, in alle Richtungen, um im Wettbewerb zu bestehen und sie werden visionäre Ideen kritisch bewerten und sich die Aspekte greifen, die ihnen nützen.

Die Entscheidungen selbst richten sich an anderen Kriterien aus. An wirtschaftlichem Erfolg, an rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen, an politischen initiativen und sozialem Ansehen. Darum herum werden digitale Architekturen errichtet und sie werden stets von einem Ideal geprägt sein, was auch richtig ist und notwendig. Doch die Architekturen wachsen nach den Regeln der Evolution. Die lässt sich Gestalten, nur sollten sich die Gestalter immer bewusst sein, dass sie nicht allein sind.

P.S.: Eine Spannende Übung war die Anwendung des Industriellen Reifegradindex (siehe ‘Stratege Guide Digitale Transformation’, S. 178) auf die Frage nach der Bereitschaft, in das Industrielle Metaversum zu investieren.