2023-03-12
Ich hege ja den Verdacht, dass in absehbarer Zeit Emojis die Sprache ablösen. Zuerst die Schrift, dann das gesprochene Wort. Denn Emojis sind international und verkörpern Gefühlsausdrücke in einer universalen Form. Das Emoji wird sein Pendant im aktustischen Ausdruck als Grunzlaut wiederfinden.
Sprache ist ja nichts anders als formuliertes Gefühl. Ein komplexer Satz steht für ein ebenso komplexes Gefühl einer komplexen Erkenntnis. Doch steht in einer Zeit der großen Vereinfachung die Frage im Raum, wer sich noch für komplexe Erkenntnisse interessiert.
Das Emoji spielt in einer anderen Liga. Es steht zwischen dem zufriedenen Schnurren einer Katze, dem Fauchen eines eifersüchtigen Ganters zur Balzzeit und dem kraftvollen „oiwoiwanandanniadrumnia“ eines unbekannten Dialektes in einer Wirtschaft, das trotzdem ziemlich genau verstanden wird, wenn man den Kontext erlebt.
Emojis sind formulierte Empathie, Sprache im Kontext. Feinsinnige Gefühlsvermittlung im unmittelbaren Jetzt, während Sprache eine Abstraktion von Gefühlen und Zusammenhängen in sich trägt, die aus der kulturellen Überhöhung der Menschheit als gottesähnliche Wesen stammt und somit quasi eine kulturelle Aneignung des Göttlichen darstellt. Das geht im Jahr 2023 gar nicht.
Emojis sind sozusagen die gerechte Verwildsauung der Sprache. Kraftvoll, sozialkompetent und lebensnah. Sie sind lebendiger, globaler Dialekt. Nur innovativ sind sie nicht. Sie sind einfach da.
Admin - 22:30:22
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