2022-05-08

Scheitern und Pleiten

Der Amerikaner sagt, Scheitern ist eine Tugend, wer nicht scheitert hat nichts gewagt. Das ist richtig und spricht für eine Kultur des Mutes, die der deutschen Tugend des Bedenkens gegenübersteht. Es ist ein ewiger Streit, was erfolgreicher ist, aber da ist hier gar nicht das Thema.

Scheitern und Pleiten sind auch aus einem anderen Grund elementare Elemente der Innovation. Dabei geht es weniger um das Scheitern derjenigen, die noch gar keinen Erfolg hatten, als um das Scheitern derjenigen, deren Erfolg sich überlebt hat. Um die fett gewordenen Giganten, deren Dasein zum Selbstzweck geworden ist. Apple, Facebook, Google, Elon Musk, Amazon – sie stecken derzeit alle in der ziemlich gleichen Phase wir gealterte Diktatoren.

Sie wurden reich, weil sie mit Brutalität und Ehrgeiz eine Lücke der Zeit genutzt haben und sich durchsetzen konnten. Nun haben sie allemitsamt das Problem, dass sie ihre Macht nur erhalten können, indem sie sie aggressiv verteidigen. Mit dem Aufkauf aller potentiellen Wettbewerber, wie Facebook, mit dem Kopieren aller Innovativen Ideen wie Amazon, mit brutaler Abschottung und Monopolisierung wie Apple, mit dem Wegbeißen aller Nichtzahler (–> Schutzgeld) wie Google, mit aggressiver, manipulativer Öffentlichkeitsarbeit wie Elon Musk. Sie verteidigen Burgen, verhindern die freie Entwicklung der Welt und erklären das ganze zu ihrer Verantwortung für die Sicherheit. Das gleiche Verhalten wie alternde Diktatoren. Sie überschütten uns mit unsinnigen Produkten wie Telefone mit 10 Kameras, Aboservices für Katzenfutter, Weltraumtourismus, Metaversen – nur um ihre Existenz zu sichern, weil sich ihr Sinn längst überholt hat. Sie sind im Verteidigungsmodus, den sie - hochgerüstet mit Milliarden und einer unverschämten Marktmacht - völlig selbstverständlich ausleben, im eigenen Interesse und gegen die Interessen der Welt.

Sie meine ich mit Scheitern und Pleiten. Beides ist notwendig, um Raum zu schaffen. Wenn Dinge sich überlebt haben, soll man sie auch verschwinden lassen können. Das machen Demokratien mit ihren Mächtigen, das sollten Märkte auch mit Unternehmen üben, gerade wenn es autokratische Rückstände aus einer früheren Zeit sind, als das Recht des Ersten oder Stärkeren noch ganz alleine die digitale Welt beherrschte.