2020-12-20
Drei große Strömungen der vergangenen Jahre machen uns auffällig deutlich, wie sehr die menschliche Gesellschaft formbar ist. Die Erste ist und war der Islamismus, der aufgezeigt hat, wie schnell es gehen kann, dass sich ganze Bevölkerungsgruppen radikalisieren. Das war für viele von uns allerdings noch relativ weit weg. Die Zweite war Donald Trump als Personifizierung eines Politikverständnisses der rechtspopulistischen Denker, das sich aus einer Mischung aus Opfermythos und Schuldzuweisung speist. Die Dritte ist Corona, was dem Ganzen die sprichwörtliche Krone aufsetzt, weil hier eine Gesellschaft schlagartig verunsichert wurde und sich nun spaltet in die, die sich dankbar hinter einer vermeintlich starken Führung zusammenscharen und jene, die das Gefühl haben, da liefe irgendetwas falsch – beide Gruppen stehen sich verständnislos gegenüber und radikalisieren sich dabei erstaunlich schnell. Die einen in einen ausgeprägten Moralismus, die anderen, verführt von geschickten Kräften des Trumpschen Lagers, in eine Welt immer trotzigerer Verschwörungstheorien. Das Moralistische Lager ist im Großen und Ganzen auf der Siegerseite, mit einer ziemlichen Brutalität, die sich auf eine alternativlose Notwendigkeit beruft. Doch der Preis ist hoch, denn das wichtigste demokratische Grundprinzip, das Anerkennen anderer Meinungen, wird dabei sträflich vernachlässigt.
Moralismus ist nicht innovativ, das Prinzip des Moralismus ist uralt, es ist in der Regel kurzfristig erfolgreich, aber langfristig ein Verfahren voller Sprengstoff. Es ist schwer, sich ihm zu entziehen, noch schwerer, sich dagegen aufzulehnen, ohne dabei fatalistisch zu werden.
Admin - 21:57:50
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