2024-11-10
Die vergangene Woche war eine Woche der Wende. Die US Wahl hat viele erschüttert, der Zerfall der deutschen Regierungskoalition am Folgetag hat viele mit Genugtuung erfüllt. Die Politik ist an ihre Grenzen und ins Schleudern geraten und jeder denkt sich, die anderen sind schuld.
Das hat viel mit Innovation zu tun, Innovationen der vergangenen Jahrzehnte haben unsere Gesellschaft und damit auch die Politik stark unter Druck gesetzt, ein enormes Veränderungstempo paarte sich dabei mit Effekten des Individualismus, der hohen Ansprüche und der Möglichkeiten des Missbrauchs, sei es kommerziell, kriminell oder politisch.
Auf der einen Seite Weltenretter und Protagonisten des Fortschritts, der mit Technologie Wissenschaft und Vernunft die Welt zum Guten führt, auf der anderen Seite die Zweifler, die aus welchen Motiven auch immer anders darauf schauen, weil sie anders leben, denken oder sich auch übergangen und unverstanden fühlen.
Politik ist die Sache aller. Und Politik bedeutet, Umgehen mit unsicheren Situationen und Entscheiden, ohne alle Zusammenhänge zu kennen, denn wenn die bekannt sind, braucht es keine Politik mehr, sondern eine Verwaltung.
Diese simplen Einsichten gilt es, wieder zu lernen. Die Weltverbesserer wussten zu gut, was richtig und falsch ist und haben sich darüber in einen Hochmut der Wissenden versteigert. Die Zweifler haben sich von Wut und Neid treiben lassen und damit, für den Moment wohl, gewonnen. Hochmut ist von den Todsünden die erste.
Doch Wut und Neid sind auch keine guten Ratgeber und die kommenden Monate und Jahre werden ganz neue Einsichten und Erfahrungen mit sich bringen. Ein wenig haben wir aber vielleicht schon gelernt. Dass ein „How dare you“ eine kurze Halbwertszeit hat, dass der Dialog dazu dient, zu lernen und zu reflektieren, dass die Anklage kein Mittel ist, um Gemeinschaft zu erzeugen. Dass Überzeugung etwas mit Respekt und Anerkennung zu tun hat und Entscheidungsfindung die höchste Disziplin in einer Gesellschaft ist und die daher genau dafür aufwändige Mechanismen pflegt und braucht, die manchem lästig erscheinen aber die ihren Grund haben.
Wir sind in einer historischen Lernphase. Niemals in der Menschheitsgeschichte gab es eine so lange Phase der Demokratie und niemand weiß, welche Effekte dabei entstehen. Wir erleben gerade ein echtes erstes Mal und so müssen wir es auch verstehen. Wir stecken weiterhin in einer Transformation zur Demokratischen Gesellschaft, das ist oft schmerzhaft, weil all die anderen auch da sind. Es geschehen unerwartete Dinge, wir können sie Fehler nennen oder Überraschungen, beides ist gleich wahr wie falsch, denn wo kein Maß ist, ist auch kein Fehler. Die Gewinnertugend heißt Demut. Die Fähigkeit, zuzuhören, zu reflektieren, zu lernen und zu verzeihen.
Ganz schwierig.
Admin - 22:13:12 | Kommentar hinzufügen
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Der Bisherige Blog ist durch einen Telekom Fehler nicht mehr bearbeitbar - ich weiss nicht, was geschieht, ob er Geschichte wird? wir werde sehen. Innovation kennt wohl Grenzen.