2021-07-06

Gefühl

Das Gefühl ist derzeit hoch im Kurs. Die Medienwelt füllt Seiten um Seiten damit, wie Menschen sich fühlen, einsam, bedroht, beunruhigt, vernachlässigt, benachteiligt, meist sind es negative Dinge. Da stellt sich die Frage, ob es innovativ ist, die Gefühle mancher Menschen so hervorzuheben. Der Unterton ist ein Anspruch auf Glück, begleitet von Empörung, wenn das nicht gewährleistet wird.
Das soll aber hier gar nicht das Thema sein. Es geht um das Gefühl, das im Medienrauschen die Tatsache abgelöst hat. Das Schöne am Gefühl ist, dass es so beliebig ist. Wer sich wie fühlt und warum hat kein Maß und keinen Vergleich. Aus dem Gefühl lassen sich Forderungen ableiten, lassen sich Schuldzuweisungen bauen, das Gefühl ist das perfekte Vehikel für Aufmerksamkeit und Selbstbestätigung.
Dabei ist das Gefühl die zentrale Instanz jeder persönlichen Entscheidung. Jede Entscheidung setzt sich aus einem normativen Teil, aus Berechnung und Regeln, sowie einem Gefühlsteil zusammen, dem Bauch. Ohne Bauch wäre es keine Entscheidung, sondern nur ein Regelvollzug. Das Gefühl ist der persönliche Teil, der zum Ausdruck bringt, dass der Mensch innerhalb des von ihm beherrschbaren Raumes frei ist. Frei zu Entscheiden auf Basis von Wünschen, Ängsten, Bedrohungen, … Risiken, die sie oder er eingeht als freies Wesen.  Das heißt aber auch, dass Ängste, Gefahren und Risiko dazugehören.
Das Gefühl ist der Kern des Lebendig-Seins, im Guten wie im Schlechten. Es ist absolut nicht innovativ sondern einfach da, immer schon. Und es ist etwas sehr persönliches. Daraus einen Anspruch abzuleiten ist nicht Teil eines Gesellschaftsvertrages. Bei dem geht es um einen gemeinsamen Willen, den Menschen zum Ausdruck bringen, sich darum streiten und Kompromisse finden, und die friedliche Organisation der Mitglieder der Gesellschaft. Nicht um Gefühle.

Admin - 21:20:51 | Kommentar hinzufügen

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