2022-05-29

Bescheidenheit

Was ist und wie entsteht Innovation? – die Frage bleibt weiter unbeantwortet. Während die Welt darin wetteifert, Zukunft mit immer mehr Technik vollzustopfen und sich gerne mit Avataren, arrogant blickenden Robotern oder gesichtsverdeckenden Digitalbrillen ablichten lässt, geschieht echte Innovation in der Regel ganz woanders, nämlich in den undurchschaubaren Räumen zwischen Zufall und Wahnsinn in denen sich Tüftler, Spinner, Träumer und brutale Macher zusammenrotten und irgendetwas tun, weil es geht.

Innovation ist weder konstruierbar noch erzwingbar, aber ganze Branchen leben davon, genau das immer wieder zu probieren. Das Phänomen, das dann greift ist der Wald, den man vor lauter Bäumen nicht sieht. Die fixe Idee, mit einem neuen digitalen Trick die Welt zu erobern, mit einem weiteren Rütteln an der Gier der Menschen oder an ihrer Bequemlichkeit, sie ist schal und langweilig geworden.

Ein anderer Spruch sagt, der Krieg sei der Vater aller Dinge. Der Spruch meint, die Extremsituation des Krieges, die unmittelbare Not, vorher unbekannte Probleme zu lösen, schafft Innovation. Das ist sicher richtig aber nur begrenzt erstrebenswert. Ein anderer Ansatz wäre Bescheidenheit. Die erlaubt es nämlich, die Welt und die Dinge aus einer angemessenen Distanz zu betrachten, den Druck, unbedingt etwas Neues schaffen zu müssen, abzubauen und damit erst den Raum zu öffnen, in dem etwas Neues entstehen kann.

Innovation braucht Luft.

Admin - 18:20:47 | Kommentar hinzufügen