2023-10-15

Apple ID

Diese Woche hat mir mein Smartphone einen Streich gespielt. Das IPhone meiner Frau wurde gestohlen, in Athen. Zufällig hatte ich ein Zweit-IPhone dabei und habe es ihr geliehen und damit begann eine verwirrende Posse. 
Ich weiß nicht, wie es losging, vielleicht, weil ich mehrfach nach „Iphone verloren“ rumgesucht hatte, aber, da meine Frau nur eines mit einer ID besaß, die sie auch nicht mit sich führte, konnten wir ihres nicht als verloren melden. Dafür begannen meine beiden IPhones, die sich die gleiche Apple ID teilten, in Panik auszubrechen. Permanent schlugen sie Alarm, dass das andere IPhone sich gerade woanders befände als das eine und schlugen alle möglichen Maßnahmen vor, in unverständlichen Formulierungen, zu immer unpassenden Zeitpunkten.

Nun war es so, dass ich einen Tag früher fuhr und meine Frau blieb. Schon beim letzten Winken, als ich zur U-Bahn zum Flughafen davonging, sah ich, dass sie das Zweit-IPhone aufnahm, weil es wohl irgendetwas gemeldet hatte. Dann ging ich weiter über den Syntagma Platz und wollte im Gegenlicht ein letztes Foto machen. Ich zog mein Erst-Iphone aus der Tasche, sah im schlechten Licht, daß da wieder irgendeine Meldung war, die meistens aus Versehen erscheint und bei der man immer am besten „Abbrechen“ drückt, drückte da, wo immer „Abbrechen“ ist und mein Handy verfiel in einen Sperrbildschirm-Zustand.

Verwirrt trat ich zur Seite in den Schatten und versuchte, den Bildschirm zu entsperren, doch ohne Erfolg. Ich musste zum Zug, zum Flieger, also bin ich weiter, aber immer wieder versuchte ich es, doch es ging nicht. Der Bildschirm zeigte mir einen Hinweis auf meinen Flug an, die Griechische Telekom, einen Ladezustand, eine Uhrzeit. Das war alles. Wenn ich die übliche Tastenkombination für „Iphone ausschalten“ betätigte, fiel es dagegen in einen Alarmzustand, vibrierte, leuchtete mit der Lampe und fing, an einen Sirenenton zu verbreiten.

Mir blieb nichts übrig, als mit diesem widerborstigen Gerät meine Reise anzutreten in der Hoffnung, das irgendwann zu lösen. Das ging auch tadellos, man ist weniger von diesen Geräten abhängig, als man denkt, sofern man Bargeld hat oder zumindest eine Kreditkarte. Ich landete in München und musste feststellen, mein IPhone war laut Anzeige immer noch im Griechenland und verhielt sich widerborstig wie bisher. Das „ShareNow“ Auto war unerreichbar, also tingelte ich mit der S-Bahn weiter und war spät aber immerhin daheim. Der Spaß hat mich rational betrachtet eine Stunde gekostet, aber hat mir 30 Euro gespart.
Zuhause klickte ich mich durch die ICloud und immerhin, ich stellte fest, Apple wusste, dass mein IPhone nicht in Griechenland ist, sondern bei mir zuhause, obwohl es laut Anzeige weiter mit der griechischen Telekom verbunden war, und es auf dem Handy immer noch Mittag war, obwohl es bereits dunkel war.

Nun, glücklicherweise war aber in Griechenland mein Zweit-Handy, das allerdings offenbar auf lautlos geschaltet war. Ichbrauchte aber eine Zwei-Faktor Identifizierung, die nur darüber erreichbar war. Doch ich konnte das Zweit-IPhone per Handy Ortung klingeln lassen und tatsächlich rief meine Frau zuhause auf dem Festnetz an. Gelobt sei das Festnetz.
Dann folgte eine Folge wirrer Handlungen. Das Verhalten meines Handys war nach keiner Beschreibung nachvollziehbar, aber irgendwann reagierte es und dann, auf einmal, ließ sich die „Ausschalten“ Tastenfolge bedienen. Es schaltete sich aus und wieder an und war wieder da. Interessanterweise ohne dass ich meine SIM Karten ID angeben musste.

Es ist schwer nachvollziehbar, was da geschah. Welches System auf was reagiert, welche Annahmen von Systemen getroffen werden, welche Folgen welche Handlung hat. Eine Anhäufung von Sicherheitsregeln, die irgendwie gewachsen sind, wirkt eher so, als dass der Zufall regiert, sobald die Verhaltensmuster die Norm verlassen. Und da wird es interessant. Denn lebende Systeme verlassen immer die Norm. Wir müssen besser über Systeme nachdenken, wenn wir tatsächlich innovativ sein wollen.

Admin - 21:55:07 | Kommentar hinzufügen

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