2023-05-21

Bar Tacco

Ich war diese Woche in Boston in der Bar Tacco. Eine Bar in der Seaport Area, der Antwort der East-Coast auf Silicon Valley. Was man unter anderem an den Preisen erkennt.

Die Bar Tacco gibt sich wie eine coole Tacco bar. Einrichtung, Bebilderung, Kostümierung des Personals, alles passt. Das spezielle an der Bar Taco ist, dass sie komplett durchdigitalisiert ist. Der Vorteil davon ist, dass es etwas günstiger ist, als in der Umgebung. Das 0,33 Bier kostet nur 5$, was echt ein Schnäppchen ist.

Reservieren geht nicht, da das für die Bar zu unsicher ist. Aber es gibt eine digitale Warteliste für bis zu 6 Personen, denn so groß sind die Tische. Am Tisch angekommen, geht alles per Smartphone. Barcode Scannen, Kreditkarte hinterlegen, in einem Menü auswählen und bestellen, mit Angabe des Namens für die Lieferung. Man kann auch eine Gruppenbezahlung für bis zu 6 Personen angeben, das geht aber nur mit einer US-Telefonnummer und es muss die erste Person sein, die sich für einen Tisch registriert.

Es ging natürlich alles schief. Der Einladende hatte keine US-Nummer, der eine US Kollege wollte dann übernehmen, bis dahin hatten sich schon andere registriert, am Ende war ich laut System der siebte und konnte mich gar nicht mehr registrieren. Egal, ich habe dann über meinen Nachbarn bestellt.

Die Tischrunde war dann schon mal die ersten 10 Minuten in ihre Smartphones versunken, um sich zu organisieren. Dann ging das gemütliche Zusammensein los. Doch das glich mehr der Organisation einer Abfertigung. Ständig kamen irgendwelche Menschen und brachten einzelne Bausteine einer Bestellung. Nuschelten den Namen der Lieferung, den Namen des Bestellers nannten sie nie, ich weiß nicht warum, es musste also ständig ermittelt werden, für wen was ist.

Es war organisierte Ernährung. Der Gast unterwarf sich einem Prozess, der nach der größtmöglichen Effizienz für den Wirt ausgelegt war. Er war Teil davon. Er war kein Gast mehr und Gastlichkeit war auch kein Thema. Man wurde zwar empfangen, aber nur um den Prozess zu vermitteln. Es gab kein Gespräch über das Angebot, kein Bestellritual, kein Servierritual, kein Bezahlritual. Man kam, bestellte, organisierte sich individuell, konsumierte und ging wieder, zum Reden blieb eigentlich nicht wirklich Zeit, man wurde ja dauernd unterbrochen.

Unter den jüngeren war der Ort beliebt wegen der günstigeren Preise. Man kann hingehen, aber schön ist es nicht.

Admin - 19:12:06 | Kommentar hinzufügen

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