2023-02-06

Kunst und KI

Heute muss ich mal wieder mahnen. In meiner vorsichtigen Bekanntschaft mit „Chat GPT“, der gerade angesagten Künstlichen Intelligenz, die mit erstaunlich reifen Ergebnissen die Welt beeindruckt, kamen auch viele Kunst Themen vor. Chat GPT schreibt Gedichte besser als viele Menschen, zeichnet bessere Bilder oder entwirft überzeugendere Statement-Texte.
Da stellt sich die Frage: was ist ein gutes Gedicht oder was ist ein gutes Bild? Im Sinne von Kunst, nicht im Sinne von Handwerk.

Denn für Kunst ist Handwerk nur ein Werkzeug, das etwas anderes transportiert. Kunst ist Ausdruck und der ist erstens individuell und zweitens, als Kunst, grenzverletzend. Kunst ist erst dann Kunst, wenn sie, gewollt und aus einer Haltung heraus, einen Blick auf die Welt offenbart, den es vorher nicht gab. Wenn eine Person in ihrer eigenen Unvollständigkeit Position bezieht und sagt: ich sehe es anders. Kunst ist Ur-innovativ, denn sie gebiert das Unbekannte im Kosmos der gemeinschaftlichen Wahrnehmung einer Gesellschaft und ihrer Grenzerfahrungen. Das macht sie verführerisch und das macht ein Kunstwerk als Original einzigartig.

Eine Künstliche Intelligenz kann beides nicht. Sie ist weder individuell noch kann sie Grenzen verletzen, da sie gar keine Grenzen kennt. Sie unterliegt weder Zweifeln noch Scham, weder einem Wettbewerb noch einer Kultur. Ihre Kunsthandwerklichen Ergebnisse sind daher künstlerisch ohne Wert und wer sich erwischen lässt, wie er mit einem von der KI geschriebenen Text oder von der KI geschaffenem Bild Eindruck machen will versinke lieber in den tiefsten Gruben der Scham bevor er auch nur anfängt, sich zu rechtfertigen.

Es wird dennoch ein neuer Wettbewerb entstehen um das Handwerkszeug der Kunst. Die Künstliche Intelligenz verschiebt die Grenzen in der Darstellung, indem die Welt mit viel Blendwerk überschüttet wird. Es ist eigentlich schade, denn es gibt dabei nur Verlierer. Aber das gehört dazu.

Admin - 00:42:47 | Kommentar hinzufügen

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