2021-11-28

Werte

Einer der grundlegendsten Einflussfaktoren für Verhalten, neben den Trieben, sind Werte. Sie bilden eine Entscheidungsinstanz für Richtig und Falsch, die mehr oder weniger bewusst andauernd angewandt wird. Werte können dabei kollektiv oder individuell sein, meist ist es eine Mischung. Aus den Werten leitet sich ein Regelwerk ab, das den Ordnungsrahmen für eine Gesellschaft bildet. Im Sinne von Gesetzen, Richtersprüchen und großen wie kleinen Entscheidungen.
Umweltschutz, Geld, Nächstenliebe, Gottesliebe, Selbsterfahrung, Soziale Gleichheit, Optimierung, der Wertekanon ist relativ breit, aber doch nicht beliebig breit, die Themen wiederholen sich schnell - und dennoch überfordern sie. Allein zwei konkurrierende Werte schaffen schnell ein Dilemma. Was zählt mehr: Umweltschutz oder Geld?  Es ist wie beim Jonglieren, mit der Zahl der Bälle steigt der Schwierigkeitsgrad. Da ist es einfacher, eine Gesellschaft an einem einzigen Wert auszurichten, sei es das Geld oder Gott, der König oder die Nation, historische Beispiele dafür gibt es viele. Sie gehen immer eine Zeitlang gut, bis sie grandios scheitern. Die Kirche hat mit den sieben Kardinaltugenden und den sieben Todsünden versucht einen Wertekanon zu etablieren, der eine größere Vielfalt zulässt und war damit lange erfolgreich, beide Kataloge sind heute noch mehr als Wert, immer wieder reflektiert zu werden.
Die Demokratie setzt den Katalog noch weiter und möglicherweise für manche zu weit, bis ins Beliebige, so dass nur noch das übrig bleibt, was sich nach dem Gesetzt des Stärkeren durchsetzt – derzeit das Geld. Dennoch ist der Kern der Demokratie die Wertedebatte, die immer wieder das gesetzte in Frage stellt und neu bewertet, formuliert und für alle verständlich macht, damit alle einerseits Orientierung haben, andererseits and der Auseinandersetzung teilnehmen können.
Derzeit bekommt das Geld Konkurrenz durch den Umweltschutz und die soziale Balance, ergänzt durch die Verteidigungsfähigkeit des westlichen Wohlstandes. 4 große Wertemechanismen. Wir wollen sie alle, aber mit vier Bällen jonglieren ist schwieriger, als mit einem. Die Debatte wird noch spannend und ihr Konfliktpotenzial ist groß. Die USA zeigen uns wie schnell man sich daran als Gesellschaft in die Spaltung treiben kann, wir selbst schmecken daran mit den aggressiven Vorstößen von Seiten AFD, Querdenkern und der radikalen Linken mit dem Kulturkampf der unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und ihrer Bevor- und Benachteiligung.
Es ist verständlich, dass sich manche in dieser Situation nach einer starken Führungsperson sehnen, die über den Regeln steht und weise entscheidet, was richtig oder falsch ist. Angela Merkel ist ein wenig so, das hat einen Teil der politischen Landschaft über die Zeit in eine ziemliche Wertedebatteninkompetenz getrieben, inclusive der Medien. Gerade sortiert sich das Land neu und wir werden sehen, was dabei passiert.
Werte an sich sind nicht innovativ, eine Wertedebatte schon.

Admin - 22:52:25 | Kommentar hinzufügen