2021-09-14

Digitalisierungsdefizitklagen

Jetzt kommen sie wieder, die Digitalisierungsdefizitklagen, in denen uns die Träger/innen der öffentlichen Meinung erklären, Deutschland sei ein Versagerland. Es ist wie das täglich grüßende Murmeltier, das sich vom Ruf des/der Ankläger/s/in nährt. Aber erstens ist Digitalisierung  ein deutlich komplexeres und anders gelagertes Thema als wir es täglich mit dem Schlagworten „Unterricht“, „jeder Haushalt“ und „Verwaltung“ gepredigt bekommen und zweitens ist Deutschland viel weiter als alle denken und zwar in den entscheidenden Bereichen: in der Industrie.

Wenn man die Mehrwertfrage für das Land stellt, sind die drei entscheidenden Themen die wirtschaftliche und industrielle Wettbewerbsfähigkeit, die Nachhaltigkeit und die Verteidigung. Alle anderen Themen dienen mehr oder weniger der Unterhaltung, von der Verwaltung über die Schule und besonders in den Haushalten. Digitale Infrastruktur ist für die Industrie nötig und wird geschaffen, es müssen Lücken am Land geschlossen werden zur Zufriedenheit der dortigen Bewohner/innen, zur Home-Office Fähigkeit, nicht aber um Deutschland zu retten.

Viel wichtiger ist aber, zu klären wie Digitalisierung überhaupt funktioniert, als nachhaltiges, zukunftsfähiges und robustes Prinzip. Da gibt es das angelsächsische Prinzip: „Jeder macht was er will“, das Giganten wie Google und Facebook erzeugt aber in der täglichen Praxis der Industrie nur langsam weiterkommt, da Industrie zuverlässige Planbarkeit und Rechtssicherheit braucht. Es gibt das Chinesische Prinzip, in dem alles vom Staat vorgegeben und kontrolliert wird und es gibt Deutschland und Europa. Sie bauen Schritt für Schritt Digitale Architekturen und Netzwerke auf, die sich am Bedarf der Betroffenen orientieren. Das sind mühsame Prozesse und das geschieht in solider Zusammenarbeit von Staat, Industrie und Forschung. Digitale Transformation übersetzt man am besten mit „Umbau“. Und wir bauen ein hochkomplexes Industrieland um, während andere neu bauen, wo vorher nichts war. Wer aber vergleicht, wo mit Digitalisierung wirklich Wertschöpfung betrieben wird, der wird Deutschland in keiner schlechten Position finden und das wird sich weiter positiv entwickeln.

Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Mit ihr kann unglaublich viel Geld verbrannt werden und unglaublicher Schaden angerichtet werden. Digitalisierung kann sich sehr schnell gegen die Menschen wenden und sie zu reinen Optimierungsobjekten degradieren. Die Angebote sind oft verführerisch aber bei genauerem Hinsehen führen viele nirgendwohin. Beispiel sind Digitalspiele oder das Ersetzen der Lesekompetenz durch Videos und für Digitaltaugliche Bildung brauche ich kein IPad sondern gute Lehrerinnen und Lehrer.

Deutschland ist nicht perfekt in der Digitalisierung, aber auf einem guten Weg. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden, das stimmt, die Industrie ist weit und braucht statt Förderung eher Regulierung und Rechtssicherheit, im Bereich der Nachhaltigkeit liegen enorme Potenziale vor uns, die wir uns gerade erschließen, der größte Defizitbereich ist die Verteidigung. Hier liegt der Kern der nötigen Innovation: Eine digitale Infrastruktur, die auch Verteidigungssicher ist. Im wirtschaftlichen, im kriminellen und im kriegerischen. Nicht im Tablet für jede/n Schüler/in oder der Robo-Behörde.

Admin - 20:34:19 | Kommentar hinzufügen