2021-07-22

Warnsysteme

Letzte Woche bekam ein sehr geschätzter Kollege ein neues Auto. Nagelneu. Er freute sich, wie man sich freut, wenn man etwas Neues bekommt und nahm das Auto in Empfang. Später traf ich ihn wieder und fragte ihn, wie es war, da sah ich schon, wie sich sein Gesicht trübte. „Das macht lauter Sachen, die ich nicht will“, meinte er „das piepst dauernd“ und „ich habe ewig gebraucht, um die schlimmsten Dinge abzustellen“.
Warnsysteme sind nur selten eine Bereicherung, sollten sparsam eingesetzt und wohlüberlegt sein. Das wusste schon das Märchen von dem Jungen, der dauernd vor dem Wolf warnte, bis ihm keiner mehr zuhörte. Am Ende kam der Wolf wirklich und fraß alle auf.
Warnsysteme heute entstehen aus vier Gründen. Weil sich Ingenieure irgendetwas ausdenken, was die Welt noch sicherer macht, weil Firmen sie verkaufen wollen, weil wir Risiken an die Technik abgeben wollen oder weil wirklich eine ernsthafte Gefahr droht.
Die ersten drei Gründe führen dazu, es mit dem Warnen zu übertreiben, mit dem obengenannten Effekt mit dem Wolf.
Wer reagiert noch auf die Anzeige im Auto, er solle den Reifendruck prüfen? Wer hat auf die unendlichen Apps reagiert, als in Deutschland Hochwasser war? Wer aktiviert die Corona App, einen Automaten, der einem aus heiterem Himmel die Freiheit raubt? Wer klickt auf dem Computer nicht “Weiter” wenn das System meint, etwas sei nicht sicher, obwol man es will?
Ein plötzliches Hupen, laut ein gerufenes “Obacht”, eine Sirene, ein Gefühl, etwas stimmt nicht, Aufmerksamkeit, das sind Mechanismen, für die wir gemacht sind. Warnung vor einer Gefahr muss in sinnvoller Weise mit der Wahrnehmung der Gefahr gekoppelt sein, wenn nicht gleich, so doch zumindest im Nachhinein. Sicherheit ist nämlich auch allzugern ein Argument, das missbraucht wird. Um Geschäft zu machen, um sich Macht zu sichern oder sie zu erlangen.
Leben lebt vom Vertrauen in das Umfeld und Rettungs- und Fluchtaktionen kosten sehr viel Energie. Körperlich, geistig wie seelisch. Leben retten als abstrakte Prämisse ist nicht lebensfähig. Leben zulassen ist viel wichtiger, denn ohne das braucht man auch kein Leben retten.

Admin - 21:41:49 | Kommentar hinzufügen

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