2021-04-18

Warnungen

Nach der Tarnung der nächste große Schritt der Evolution. Das Wesen warnt: Achtung, wenn du mich angreifst, droht Gefahr. Eine tiefsitzende, uralte Fähigkeit, die viele Facetten kennt. Der bellende Hund ist das eine, die stachellose Schwebfliege, die sich als Wespe verkleidet um deren Warnung vor dem Stachel zu klauen, ist das andere.
Heute sind Warnungen die nächste Evolutionsstufe des Journalismus. Das Fragezeichen nach Überschriften ablösend, in der Überschrift, das mögliche Ereignisse vororakelt, ist die Warnung zum beliebtesten Stilmittel der Schlagzeile geworden. Jeder Experte warnt vor irgendendetwas: Impfgefahr, Impfmüdigkeit, Impfbetrug, Covid Wellen, Pleitewellen – das winzige was wirklich dabei geschieht, ist eine riesige Bedrohungswelle.
Warnen macht nur dann Sinn, wenn es einen Ausweg gibt, eine Hoffnung, die Warnung zu einer sinnvollen Entscheidung führen kann. Das Warnen, das hier geschieht ist in Wirklichkeit ein Abgeben von Verantwortung. Falls etwas geschieht, hat man es ja gesagt. Wie eine Gesellschaft angesichts einer Überflutung mit Warnsignalen überhaupt noch reagieren soll, das kümmert keinen. Das führt zu zwei möglichen Reaktionen: Die einen ziehen sich vollständig zurück, die anderen ignorieren alle Warnungen, ist ja eh nicht mehr verständlich, welche davon wirklich gilt.
Die Beklagten sind an dieser Stelle die Medien, die alle Warnungen lustvoll aufgreifen ohne nachzudenken -  die Warnung ist ja immer noch das, was in der Regel die höchste Aufmerksamkeit erzeugt. Bis irgendwann jemand vor Medienkonsum warnt …
Das Warnen war einmal, vor vielleicht 5 Milliarden Jahren, eine Innovation. So wie es heute geschieht, ist es destruktiv.

Admin - 21:38:47 | Kommentar hinzufügen

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